Theorieteil
Grundlagen
Es ist wichtig, dass die Ausbildung den Bedürfnissen deines Hundes und den neuesten Erkenntnissen der Verhaltensforschung entsprechen. Trainingsmethoden mit Druck oder Zwang machen deinem Hund keine Freude, und er wird kein belastbares Wesen entwickeln können. Es ist ausserdem wichtig, dass du dir im Umgang mit deinem Hund bewusst bist, dass du eine Vorbildfunktion für Kinder hast.
Das Auflösungszeichen
Das Auflösungszeichen ist insofern wichtig, da du mit diesem Zeichen deinem Hund anzeigst, wann die Übung beendet ist. Du kannst deinen Hund beispielsweise aus einer grösseren Distanz aus der Position entlassen und ihn dann mit einem Spielzeug oder Leckerchen belohnen.
Lernen am Erfolg / Misserfolg
Lernen durch Versuch und Irrtum ist eine wichtige Art des Lernens (operante Konditionierung). Dabei lernen Tier und Mensch in gewissen Situationen durch Ausprobieren, welches Verhalten einen Erfolg bringt. Das heisst, du als Hundehalter*in musst schauen, dass sich die von dir gewünschten Verhaltensweisen deines Hundes für ihn auch lohnen und ihn entsprechend belohnen.
Wenn du eine Verhaltensweise deines Hundes nicht mehr erzielen möchtest, kann dieses Verhalten auf zwei Arten "gelöscht" werden. Zum einen wird das Verhalten ignoriert. Das heisst, du darfst deinen Hund weder anschauen, streicheln noch ansprechen. Zum anderen lässt du deinen Hund das unerwünschte Verhalten gar nicht erst ausführen. Dies jedoch kann nicht immer vermieden werden, da einige Umwelteinflüsse kaum zu erkennen sind und so das unerwünschte Verhalten gezeigt wird, bevor du es vorhersiehst und vermeiden kannst.
Nicht zu vergessen ist der sogenannte "Löschungstrotz". Es kann sein, dass dein Hund nochmal testet, ob das Verhalten nicht doch noch von dir belohnt wird. Dies kannst du geschickt umgehen, wenn bei einem Fehlverhalten gleichzeitig ein Alternativverhalten trainiert wird. So kann die "Löschung" am besten erzielt werden. Ein wichtiger Punkt ist auch, dass du dich bei gescheiterten Übungen reflektierst und den Trainingsaufbau überdenkst. Was kannst du beim nächsten Training anders oder besser machen? Wieso hat es nicht funktioniert?
Fehlverknüpfungen
Du wirst leider nicht immer alles voraussehen, erkennen und kontrollieren können. Wenn dein Hund beispielsweise wegen falschem Verhalten von dir bestraft wird und in der Nähe Kinder sind, kann es zu einer Fehlverknüpfung kommen. Dein Hund kann plötzlich Ängste oder Aggressionen gegenüber Kindern zeigen, da er in einer früheren Situation von dir bestraft worden ist. Daher überlege dir gut, wann und wie du deinen Hund bestrafst, um Fehlverknüpfungen zu vermeiden.
Wiederholung
Hier kommt deine Geduld ins Spiel, denn dein Hund braucht 500 bis 5000 Wiederholungen, bis er ein Verhalten gelernt hat. Natürlich können auch da gewisse Übungen mit weniger Wiederholungen gelernt werden. Mach dir also bei Übungen, die dein Hund rasch verstanden hat Notizen, wie du vorgegangen bist. So kannst du bei der nächsten Übung gleich vorgehen und vielleicht gelingt die Übung schneller. Beachte aber auch, dass es sein kann, dass dein Hund bei einer anderen Übung eine andere Trainingsmethode benötigt.
Die Motivation deines Hundes finden
Je mehr sich dein Hund über die Belohnung freut, umso höher ist seine Motivation. Daher musst du zuerst die perfekte Belohnung für deinen Hund finden, denn jeder Hund hat andere Vorlieben. Sei dir bewusst, dass bei manchen Hunden die Motivation sinkt, wenn immer die gleiche Belohnung kommt. Wenn das bei deinem Hund so wäre, müsstest du die Belohnungsart immer wieder wechseln. Es kann auch sein, dass dein Hund rasch müde wird und für ihn eher kurze Trainingssequenzen besser wären.
Fazit: Wenn du die Vorlieben und Bedürfnisse deines Hundes kennst, kannst du gezielter trainieren.
Signale (Handzeichen und Kommando)
Wie bereits erwähnt, trainiert der Hund mit all seinen Sinnen. Er nimmt also nicht nur deine ausgestrahlten Signale wahr, sondern auch deine Körpersprache und die Signale aus der Umwelt. Sei dir bewusst, dass der Hund immer zuerst deine Körpersprache beobachtet. Daher empfiehlt es sich das Kommando (Hör-Signal) im Training erst einzuführen, wenn das Verhalten mit dem Handzeichen bereits gefestigt ist. Dann kann das Kommando direkt nach dem Handzeichen eingeführt werden. Als letzter Schritt gilt es, dass dein Hund nur noch mit dem Kommando das gewünschte Verhalten zeigt. Überlege dir im Voraus genau, welches Kommando und welches Handzeichen du für welches Verhalten einsetzen möchtest. Bei der Wahl der Kommandos sollst du dir bewusst sein, dass diese auch von Kindern erteilt werden können.
Hier werden die beiden Trainingsschritte mit Handzeichen und mit Kommando vorgezeigt.
Trainingsschritt mit Handzeichen
Hier wird allein mit einem Handzeichen der Hund in die gewünschte Position geführt.
Trainingsschritt mit Kommando
Wenn der Hund eine Übung mit Handzeichen gelernt hat, kann das Kommando eingeführt werden. Am Anfang wird als Unterstützung zum Kommando das Handzeichen noch gegeben. Ist das Verhalten mit dem Kommando gefestigt, kann auf das Handzeichen verzichtet werden.
Abbau von Belohnungen
Damit das Verhalten deines Hundes auch ohne Belohnung weiterhin gezeigt wird, hat sich folgende Vorgehensweise bewährt:
Am Anfang solltest du deinen Hund immer belohnen.
Wenn dein Hund das Verhalten in verschiedenen Situationen und an verschiedenen Orten zeigt, kannst du die Belohnung langsam reduzieren.
Du kannst die Belohnungsart wechseln, damit er lernt, dass nicht immer die Lieblingsbelohnung kommt. So kannst du ab und zu mal verbal loben oder die Belohnung ganz weglassen. ACHTUNG die Belohnung nicht für immer weglassen.
Quelle: Lambrecht, 2016, S. 19 - 34