Trainingsschritte
Mit den folgenden Trainingsschritten lernst du den Trainingsablauf, welcher du bei jeder Übung aufs Neue gleich anwenden solltest.
1. Belohnung finden
Nicht nur der richtige Zeitpunkt der Belohnung spielt eine Rolle, sondern auch die Belohnungsart.
Wie auf dem Bild ersichtlich, gehören zu den Belohnungsarten das Futter (Leckerchen), das Lobwort (frei wählbar), der Clicker und das Spielzeug. Eine Belohnung mit einem Spielzeug ist nicht immer sinnvoll, denn das Spielzeug kann beim Hund Freude auslösen und könnte deinen Hund aus der gewünschten Position locken und nicht das gewünschte Verhalten zeigen (siehe dazu mehr in "4. Belohnung im richtigen Moment") . Ein Spielzeug sollte nur dann verwendet werden, wenn dein Hund mit dem "Auflösungszeichen" erlöst wird. Im Kapitel Trainingsmethoden gehe ich noch genauer auf die Methode mit dem Clicker ein.
Finde daher zuerst heraus, welche Belohnung dein Hund am liebsten hat. Schreibe dir eine Liste und überlege dir, welche Belohnung wie und wann eingesetzt werden kann.
2. Zielformulierung
Du musst dein Ziel noch vor dem Trainingsbeginn ganz genau formulieren. Wenn du dir bei deinem Ziel sicher bist, kommt ihr im Training besser voran. Ein Beispiel wäre das Leinenlaufen. Überlege dir, wann für dich die Leine als "stramm" oder "locker" definiert wird. So kannst du deinen Hund immer im richtigen Moment belohnen und für den Hund ist klar, was du von ihm erwartest.
3. Das gewünschte Verhalten erzielen
Im Kapitel "Theorieteil" unter "Signale (Handzeichen und Kommando)" habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass das Kommando (Hör-Signal) am Anfang des Trainings noch nicht eingesetzt werden sollte. Versuche daher deinen Hund zuerst mit dem Handzeichen in die gewünschte Position zu führen. Erst wenn dein Hund mit dem Handzeichen die gewünschte Position zeigt, kannst du das Kommando einführen. Bei den einzelnen Übungen wirst du darauf hingewiesen, wenn es soweit ist.
4. Belohnung im richtigen Moment
Durch die sogenannte Assoziation (Verknüpfung) lernt dein Hund die gewünschten Verhaltensweisen. Dabei werden Vorgänge und Reize miteinander in Verbindung gebracht. Damit diese Verbindung funktioniert, müssen diese beiden Ereignisse sehr nah beieinander liegen. Das heisst, du musst deinen Hund innert 0.5 bis einer Sekunde nach dem gezeigten Verhalten belohnen, sonst kann dein Hund sein Handeln nicht mehr mit der Belohnung in Zusammenhang bringen.
Folgendes Beispiel einer Übung zeigt auf, wann ein falsches Timing der Belohnung vorkommen kann:
Wenn du mit deinem Hund die Übung "Sitz" trainierst, sollte er die Belohnung erst dann erhalten, wenn er noch in der "Sitz" Position ist. Es kann vorkommen, dass er plötzlich hochspringt, weil er sieht, dass du ihn belohnen möchtest (siehe rechtes Bild). Das Leckerchen darf in dieser Situation nicht gegeben werden, da er sich nicht mehr in der "Sitz" Position befindet. Die Belohnung darf nur erfolgen, wenn er in der "Sitz" Position bleibt. Wie kann er sonst wissen, dass er das Leckerchen für die "Sitz" Position und nicht für das Hochspringen erhält.
5. Häufige Wiederholungen
Wie bereits erwähnt, braucht dein Hund viele Wiederholungen. Es wird empfohlen, dass man zwei bis vier mal täglich ca. 5 Minuten üben sollte. Versuche innerhalb einer Minute möglichst viele Wiederholungen des gewünschten Verhaltens zu erzielen. Auch das kann je nach Hund länger oder weniger lang funktionieren. Daher achte immer auf die Arbeitseinstellung deines Hundes. Wenn er unmotiviert wirkt, mache längere Pausen oder beende das Training.
6. Trainingsorte verändern
In der Phase der Assoziation verknüpft dein Hund alles, was er hört, sieht, riecht und fühlt. Daher ist es wichtig, dass die Übungen jeweils an verschiedenen Orten und in verschiedenen Situationen geübt werden. Daher empfiehlt es sich die ersten Übungsschritte zuerst im Haus in einem langweiligen (ohne viele Gegenstände) Zimmer zu üben. Wenn die Übung gut klappt, kannst du in einem anderen Zimmer/Raum weiter üben.
7. Signaleinführung
Wenn du Schritt 6 abgeschlossen hast, und dein Hund das Verhalten an verschiedenen Orten im Haus zeigt, kannst du mit dem Kommando beginnen. Das Signal muss, "einen halben Atemzug" bevor du die Bewegung machst, kommen. Mit genug Wiederholungen wird dein Hund das Verhalten dann nur noch nach deinem Kommando zeigen. Achte darauf, dass du das Signal, bei nicht Ausführen des gewünschten Verhalten, nicht wiederholst. Wenn dein Hund das Verhalten nicht direkt nach dem Kommando ausführt, so braucht er das Handzeichen weiter als Unterstützung. Im Theorieteil unter "Signale (Handzeichen und Kommando)" erkläre ich dir den Unterschied mit Hilfe von Videos.
8. Abbau der Lockmittel
Jetzt solltest du das Leckerchen aus der Sichtweite deines Hundes nehmen. Stecke es in eine Tasche oder nimm es in die andere Hand, damit er es nicht sieht. So stellst du sicher, dass dein Hund auch ohne, dass er das Leckerchen sieht, die gewünschte Position zeigt. Dies wird beispielsweise im Video von der Übung "5 Positionierung" ersichtlich.
9. Festigen des Verhaltens
Nun zeigt dein Hund das Verhalten nach dem Kommando und kann es an verschiedenen Orten im Haus umsetzen. Jetzt übst du die gleichen Übungen draussen. Am Besten wenn dein Nachbar Besuch hat und so eine zusätzliche Ablenkung vorhanden ist. Trainiere die Übungen auch in deinem Dorf / Stadt oder auf dem Spaziergang. Da ist deine Kreativität gefragt. Dann kannst du verschiedene Übungen mischen und so feststellen, ob dein Hund die Übungen unterscheiden kann und diese nach wie vor nach deinem Kommando korrekt ausführt.
10. Abbau der Belohnung
Nun kommt der wichtigste Teil. Wie kann ich meinen Hund immer in einer Erwartungshaltung behalten? Das machst du am besten, wenn dein Hund ab und zu ein Leckerchen, ein Spielzeug oder auch mal nur ein Lob oder gar nichts als Belohnung erhält. Der Abbau der Belohnung musst du aber langsam machen. Wenn du das Kommando erteilst, muss du sicher stellen, dass dir dein Hund zuhört. Sonst kann es passieren, dass dein Hund irgendwann dein Kommando überhört und ignoriert. Der Abbau der Belohnung heisst also nicht, dass dein Hund gar keine Belohnung mehr erhält. Es sollte doch noch ab und zu eine richtig lohnenswerte Belohnung kommen, damit sich das Training auch in Zukunft für ihn lohnt.
Quelle: Lambrecht, 2016, S. 33 - 36